• 検索結果がありません。

Rechtsprobleme beim EFT-Verkehr in Japan

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

シェア "Rechtsprobleme beim EFT-Verkehr in Japan "

Copied!
16
0
0

読み込み中.... (全文を見る)

全文

(1)

ARTIKEL

Rechtsprobleme beim EFT-Verkehr in Japan

Von KIICI-II GOTOl-I

1. Vorbemerkung

2. Der EFT Verkehr und neue gesetzliche Regelungen

3. Zu Problemen, die entstehen, \Venn die vorn Überweisungsauftrag- geber in die ATM eingegebene Summe von der tatsächlich vom Konto abgebuchten Summe abweicht.

4. Zur Zmveisung der Verantwortlichkeit im Falle unbefugte Überv-ieisung 5. Überweisungsverkehr und Geschäftsunfähigkeit

6. Überweisungsverkehr und Willensmangel 7. Andere Fragen betreffs EFT

(1) Zu Problemen bei "Computer Error" und die sogenannte "Network Liability"

(2) Zur sogenannten "Finallity"

(3) Zur Ersatzpflicht bei fehlerhaftem Überweisungsverkehr 8. Zum Schluß

13-- 2 278 (f'ti:t'93)

0

(2)

fL

Kagawa Law Review [VoL. 13

1. Vorbemerkung

Es ist davon auszugehen, daß bei der täglichen Abrechnung des EFT (Electronic Funds Transfers)- Verkehrs gewaltige Summen zusammenkommen. Das gild in besonderem Maße auch für den grenz- überschreitenden EFT- Verkehr, der daneben noch mit besonderen Risiken behaftet ist. Wie bekannt ist, werden in Hinsicht auf diesen Tatbestand gegenwärtig von UNCITRAL (United Nations Commission on International Trade Law) Modellregeln ausgearbeitet. Auch m Japan wird es hinsichtlich der raschen Entwicklung des "electronic banking" für wünschenwert erachtet, für den inländischen EFT - Ver- kehrsregelung (Abkommen, Bedingungen, nötigenfalls auch neues Gesetz) zu erstellen. Daher hat die japanische Regierung im letzten Jahr eine Sonderkommission zur Untersuchung dieser Problematik eingesetzt.1 Der folgende Beitrag will den aktuellen Stand der Diskus- sion dieses Themas in Japan darstellen. Zum besonderen Verständnis für den deutschen Leser sollen dabei Vergleiche zur Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland angestellt werden.

2. Der EFT-Verkehr und neue gesetzliche Regelungen

Da der Begriff des EFT noch nicht klar definiert ist, d. h., da es noch nicht klar ist, ob es sich beim EFT um ein ausschließlich ele- ktronisches Verfahren handelt (wie nach dem US-EFT-Gesetz Para- graph 903) oder ob ein Teil des Verfahren auch wie herkömmlich auf Papier abgewickelt werden darf, ist die Diskussion, ob neue gesetz- liche Regelungen erforderlich sind, noch nicht abgeschlossen. Wäh-

1) Kin Seido Chösakai Senmon Iinkai Hökoku (Vorläufiger Bericht der Fachkommission zur Untersuchung des Kreditwesens), Kinzai Verlag, Tokio 1988.

13 2 --277 CwiH93) - 2 -

(3)

}ULY 1993] Rechtsprobleme beim E'FT- Verkehr in Japan

rend eines Symposium anläßlich des Privatrechtskongresses 1987 in Osaka wurde die Meinung vertreten, der EFT V ertrag unterscheide sich von den bisher im japanischen BGB (JBGB) erfaßten Vertrags- typen. Der EFT-Vertrag stellt vielmehr einen neuen Vertragstyp dar, namentlich einen sogenanten "Systemvertrag".2 Der Zweck dieses neuen Vertragsbegriffes sei darin zu sehen, daß die zahlreichen sich aus dem EFT-Verkehr ergebenen Rechtsprobleme gesondert rechtlich gewürdigt werden könnten. Gegenwärtig findet dieser Standpunkt jedoch noch keine große Unterstürtzung.

Auch in Japan sind die wichtigsten Geschätsbedingungen der Banken in einer den AGB-Banken entsprechenden Form festgehalten, den "Bedingungen für das Bankgeschäft (ginkö torihiki yakujösho)".

Aber anders als die AGB-Banken in der Bundesrepublik, deren Gegen- stand der gesamte Bereich des Bankgeschäfts ist,3 haben die japani- schen Bankengeschäftsbedingungen in erster Linie das Kreditgeschäft zum Gegenstand. So finden sich zum Beispiel hinsichtlich des Über- weisungsverkehrs, außer einigen Bestimmungen in den "Bedingungen für den Wechsel-und Scheckverkehr (töza kanjö kitei)" sowie in den

"Bedingungen für das Depositengeschäft", keine gesonderten Regelun- gen in den Geschäftsbedingungen. Die gegenwärtige Situation in Japan stellt sich dementsprechend so dar, daß Probleme des Über- weisungs-und Lastschriftverkehrs lediglich nach den allgemeinen Be- stimmungen des japanischen BGB geregelt werden können. Da auch in japanischen Bankkreisen dieser Mangel empfunden wird und man es für

2) Kitagawa Zentarö, Shisutemu Keiyaku (Systemvertrag), NBL 1988 Nr.

383, S. 6.

3) Aber nach der Neufassung der AGB Banken in 1993 wurde die Abschnitte II, Handel in Wertpapieren, Devisen und Sortern sowie III, Verwahrungsgeschäft aus dem AGB Banken ausgegliedert.

13 - 2 --276 (~i:t'93)

}\

(4)

Kagawa Law Review [VOL. 13 notwendig hält, Regeln für den Überweisungsverkehr zu schaffen, wurde in der letzten Zeit em Planentwurf solcher Bedingungen veröffentlicht.4 An dieser Stelle sei angemerkt, daß es in Japan zwar etwas dem l„astschrift-AA- Verfahren entsprechendes gibt, ein Last- schrift-EE-Verfahren jedoch überhaupt nicht existiert.

Im Falle einer neuen Gesetzgebung zu diesem Thema stellt sich das Problem der Rechtsnatur der Überweisung. Nach herrschender Meinung handelt es sich dabei um einen "Auftragsvertrag (der in Japan sowohl entgeltliche als auch unentgeltliche Dienstleistungen umfaßt vgl.§ 643 JBGB)". Da nach japanischen Recht der Auftragsvertrag die entgeltliche Dienstleistung mit einschließt, ist ein "Geschäftsbesorgun- gsvertrag" wie im deutschen Recht vorgesehen ist, unnötig. Eine

Rechtsmeinung besagt, der Überweisungsauf trag stelle einen "V ertrag zugunsten Dritter" dar. Daneben wird ist letzter Zeit geltend macht, die Überweisung werde auf Grund eines Werkvertrages vorgenom- men. Nach der Rechtssprechung unteren Gerichte muß zwischen "Auf- trag" und "V ertrag zugunsten Dritter" unterscheiden werden. Eine Entscheidung des Obesten Gerichtshofes steht noch aus.5

Die obenerwähnte Sonderkommission prüft zwar grundsätzlich die Art der gesetzlichen neuen Regelung des Überweisungsverkehr, da aber rechtlich gesehen sowohl EFT als auch "paper based" Über- weisung gleich behandelt werden müssen, wäre es nach meinem Dafür- halten besser, auf beide Verfahren anwendware Regelung aufzustellen.

t

4) Furikomi Kitei Shian (Planentwurf zur Überweisung). Kin yü Hömu Jijö Nr. 1 IS3 S. 71ff.

5) Im Falle der Telegraphischen Postanweisung hat das Oberste Gericht entschieden, daß die Rechtsnatur der Postanweisung ein Auftragsvertrag ist.

(Minshu, May 12· 1968 Nr. 22, S. 2876).

n .. 2 21s c~r:t'93) 4

(5)

}ULY 1993] Rechtsprobleme beim E,I"T- Verkehr in Japan

3. Zu Problemen, die entstehen, wenn die vom Überweisungs- auftraggeber in die ATM eingegebene Summe von der tat- sächlich vom Konto abgebuchten Summe abweicht.

In diesem Fall sind zwei Grunde vorstellbar. Es kann sich einer- seits um einen Bedienungsfehler des Auftraggebers handeln, oder an- derseits um einen Computerfehler. Den ersteren Fall, der auf einem Irrtum des Auftraggebers beruht, werde ich später behandeln.

Hätte die Bank wie beim paper based-Überweisungsverkehr ein Überweisungsformular mit der Unterschrift des Auftraggebers, wäre es leicht, die tatsächlich zur Überweisung in Auftrag gegebene Summe zu beweisen. Im Falle der A TM--Überweisung jedoch gibt es keine Unterlagen außer den im Computer gespeicherten Daten, welche durch die Bank erstellt sind und unter ausschließlicher Kontrolle der Bank stehen. Da man a priori fehlerhafte Daten nicht ausschließen kann, entsteht das Problem, wer im Falle eines Rechtsstreits zwischen dem Auftraggeber und der Bank die Beweislast zu tragen hätte, und wie ein Beweis unter diesen Umständen zu führen wäre. Nach den gegenwär- tig in Japan gültigen Bedingungen über die Überweisungen mittels Captain- Terminals, Paragraph 4 Absatz 2, "Die Bank kann auf der Grundlage der Computerdaten handeln, wenn es Diskrepanzen gibt zwischen der tatsächlich getätigten Überweisung und den Computer- daten, und es deshalb zu einen Disput zwischen der Bank und dem Auftraggeber kommt". Falls dieser Paragraph bedeuten sollte, daß die Bank als Beweis nur die Computerdaten vorzulegen brauche, komme ich nicht umhin, seine Rechtsgültigkeit zu bezuweifeln. Nach meiner Ansicht müßte die Bank den prima f acie Beweis erbringen, daß die Computerdaten richtig sind. Nach der jüngsten Rechtsprechung in

5 1:-i .. 2 --214 Cftrt'93)

(6)

1i

Kagawa Law Rem:ew [VOL. 13 emem Fall der unberechtigten Abhebung aus emem Geldaus- gabeautomaten wurde die Bank gezwungen, weitere Beweise dafür vorzulegen, daß die echte Karte benutzt worden war. 6

4. Zur Zuweisung der Verantwortlichkeit im Falle unbefugte Überweisung

Dieses Problem würde entstehen, wenn em Unberechtigter im Namen des Kontoinhabers der Bank einen Überweisungsauftrag erteilt.

Anders als in Deutschland muß der Überweisungsauftraggeber sowohl im Falle der paper-based Überweisung als auch der "Tele Kawase"

(Überweisung durch das on-line-Netz, das vom japanische Banken Verband betrieben wird, das sogenannte Zengin Network) normaler- weise bei Erteilung des Auftrages am Bankschalter das Geld in Bar aushändigen.7 Selbst wenn er seiner kontoführenden Bank den Auftrag erteilt, kann er die Überweisung nicht direkt von seinem Konto vornehmen lassen, sondern er muß in einem sogenannten Doppel

· Verfahren gleichzeitig den zu überweisenden Betrag vom seinem Konto abheben und dann der Bank zur Überweisung aushändigen. Das heißt, in der Praxis muß der Kunde für eine Überweisung jeweils zwei Formulare ausfüllen, eins für die Abhebung und eins für die Über- weisung. In Japan gibt es, anders als in Deutschland, für die normale Überweisung keinen Girovertrag.

Auf Grund des besonderen Charakters des Bargeldes ("Besitz" und

"Eigentum" fallen zusammen) würde im Fall der unbefugten Über- weisung die Zuweisung der Verantwortlichkeit keine Probleme be-

6) Oberlandesgericht Tokio Juli 19 1989, Kin yü. Hömu Jijö (die Lage des Bankrechts).

7) Zum Zengin System vgl. Sadao Matsumoto, Shökai N aikoku Kawase Torihiki (Das Recht betreffs Binnenabrechnungsverkehr).

13 ~ 2 -273 (Wt:t=/93)

(7)

]ULY 1993] Rechtsprobleme beim EFT - Verkehr in Japan

reiten, selbst wenn der Auftraggeber kein Recht an dem Bargeld hätte.

Was die Abhebung betrifft, so müssen im japanischen Bankwesen Formulare nicht mit einer Unterschrift versehen werden, man benutzt anstelle derselben ein persönliches Siegel, dessen Musterabdruck bei der kontoführenden Bank zu hinterlegen ist, ähnlich wie die Unter- schriftenprobe bei deutschen Banken. Hat der Bankangestellte gemäß den "Y okin Kitei" (Bedingungen über die Depositen) den Siegelabdruck auf dem Abhebungsformular mit dem hinterlegten Musterabdruck verglichen und festgestellt, daß die Formen dem Augenschein nach übereinstimmen, so ist die Bank entlastet, auch wenn das Siegel gefäl- scht gewesen sein sollte.

Probleme dagegen bereitet die Zuweisung der Verantwortlichkeit, wird die Überweisung mittels ATM, BTX oder Bank POS vorgenom- men. Denn in diesem Falle beinhaltet wie in Deutschland der Über- weisungsauftrag den Abhebungsauftrag. Die Bank hat nicht die Möglichkeit, Auftraggeber und Kontoinhaber zu unterscheiden. Im Allgemeinen hat eine Bank das Recht, ein Konto zu belasten, nur dann, wenn der Kontoinhaber ihr dazu den Auftrag erteilt hat. In den gegenwärtig gültigen "CD-Card Kitei" (Bedingungen für die Benutzung von GAA) heißt es jedoch: "Hat der GAA der Bank nach Prüfung der Karte und der PIN, die zur Bedienung desselben benutzt wurden, den Geldbetrag ausgezahlt, so trägt die Bank keine Verantwortung für Schäden, die durch Fälschung, Verfälschung, Diebstahl der Karte und PIN oder dergleichen entstehen" (Artikel 9, Absatz 1).

Nach der herrschenden Meinung ist die Rechtsgrundlage dieser Bestimmung der Paragraph 478 des japanischen BGB, der lautet: "die Zahlung gegenüber einem dem Anschein nach Berechtigten hat be- freiende Wirkung". Dieser Paragraph beruht auf dem Paragraphen

7 13--- 2 -2n c:m=rt'93)

(8)

Kagawa Law Review [VOL. 13 1240 des französischen BGB und ähnelt dem Paragraphen 370 des deutschen BGB. Im Lichte des Verbraucherschutzes jedoch scheint mir diese Bedingung für den Gebrauch von GAA für die Bank bei weitem zu vorteilhaft. Denn selbst wenn die Karte gefälscht wäre und die PIN irgendwie bekannt geworden wäre, wäre die Bank entlastet.

Der Kontoinhaber erführe nichts von der Abhebung von seinem Konto.

Obwohl wir in Japan keine dem deutschen AGB-Gesetz entsprechenden Bestimmungen haben, halte ich dafür, das zumindest im Falle eine gefälschten Karte diese GAA Bedingung nichtig ist. In Japan wird zur Zeit auch eine 50 Dollar-Regel, wie sie die amerikanische EFT -Act vorsieht, diskutiert. Sie findet jedoch keine besonders starke Unter- stützung. Hinsichtlich der Risikoverteilung scheint mir der Artikel 9, Absatz 2 der Bedingungen für den ec-Service sehr angemessen.8

In Japan werden alle CD Karten gebührenfrei ausgegeben. Es wäre daher für die Banken sehr schwierig, vom Kunden ein V ersicher- ungsentgelt zu fordern. Liegen grobe Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz seitens des Kunden vor, muß dieser selbstverständlich den Schaden tragen. Aber in Falle von leichter Fahrlässigkeit ist Risikoverteilung schwierig. In Japan wird dieser Sachverhalt lebhaft diskutiert, es hat sich jedoch zur Zeit noch keine herrschende Meinung herauskristal- lisiert.

8) Ryöhei llayashi, CD Torihiki (GAA Verkehr), Ginko Torihiki hö Köza (Kurs zum Bankvertragsrecht) Bd. 1 S. 293; Naoki Sav:ano, Mukengen Shikin Idö to Sonshitsu Futan (unbefugte Überweisung und Verlustverteilung), Takeuchi Akio Sensei Kanreki Kinen (Festschrift für Akio Takeuchi zum 60. Geburtstag), 1990, S. 35'.~; Kiichi Gotoh, Igirisu ni okeru EFT to Mukengen Torihiki ni tsuite (Der EFT Verkehr in England und der unbefugte EFT V er kehr), Inui/Shiota/

Yamamoto, Computer System Law 1992 S. 277; Harbeke, Die vertragliche Grund- lage zwischen Bank und Kunde für die Verwendung der euroscheck Karte: Die neuen "Bedingungen für den ec ser vice" Teil 2 WM. 1989 Nr. 47 vom 25.

l'.~ ··· 2 · 271 (=?"Hl/93) - 8

(9)

JULY 1993] Rechtsprobleme beim EFT - Verkehr in f ajJan

Eine Lösung dieses Problems wird durch den folgenden Sachverhalt umso dringender: Man kann in Japan mittels GAA oder ATM mit einem Bedienungsgang zwischen 500.000 und 1000.000 Yen abheben, je nach Geldinstitut. Das läßt sich ohne irgendwelche Sperrfristen wiederholen, bis das Konto leer ist. Im Lichte einer fairen Risikover- teilung sollte daher auch in Japan an die Einführung eines Limits der abhebbaren Beträge gedacht werden.

5. Überweisungsverkehr und Geschäftsunfähigkeit

Nach dem japanischen BGB sind wegen Geisteskrankheit (Kin- chisansha), wegen Geistesschwäche und Verschwendungssucht Ent- mündigte (Jun-kinchisansha) und Minderjährige (in Japan nicht unter 18 wie in Deutschland, sondern unter 20) geschäftsunfähig. Die Rechts- folge der Geschäftsunfähigkeit ist unterschiedlich zum deutschen Recht nicht grundsätzlich nichtig, sondern grundsätzlich nur anfechtbar, selb- st im Falle von Geisteskranken und Minderjährigen unter 7. geneh- migt der gesetzliche Vertreter den V ertrag, so wird er gültig. Kann jedoch nachgewiesen werden, daß zum Zeitpunkt des Vertragsabschlus- ses der Geisteskranke bzw. der Minderjährige sich im Zustande der

"ishi munöryoku" (Willensunfähigkeit) befanden, ist der Vertrag nich- tig. In diesem Fall kann der gesetzliche Vertreter den Vertrag natur- gemäß auch nicht im N achherein genehmigen.

Auch im EFt-Verkehr ist die Möglichkeit, daß dieser Personen- kreis mit der Bank Verträge schließt, nicht auszuschließen. In Japan gibt es, anders als in Deutschland, kein "Gesetz über den Per- sonalausweis", umso größer ist daher die Gefahr, daß insbesondere Jugendliche nahe der Zwanzig bei der Bank ein Konto eröffnen oder ihr emen Überweisungsauftrag erteilen. In der Regel prüfen die japani-

9 13 - 2 270 (ztl'ii/93)

(10)

Kagawa Law Review [VoL. 13

sehen Banken nicht die Geschäftsfähigkeit ihrer Kunden.

In Japan wird zur Zeit eine lebhafte Diskussion darüber geführt, ob em gesetzlicher Vertreter einen Überweisungsauftrag auch noch zu dem Zeitpunkt anfechten kann, wenn der Betrag bereits dem Konto des Empfängers gutgeschrieben ist. Geht man davon aus, daß der Über- weisungsauftrag ein normaler V ertrag ist, so kann dieser in dem Fall, daß er durch einen Minderjährigen erteilt wurde, jederzeit angefochten werden, selbst nach Gutschrift auf das Empfängerkonto. Das heißt, der Minderjährige kann das Geld jederzeit leicht von der Bank zurück- fordern. Geht man jedoch davon aus, daß das Überweisungswesen nur eine Art des Zahlungswesens darstellt, nämlich eine Zahlung mittels der Bank anstelle der Übergabe von Bargeld, so wäre die obige Lösung nicht zu rechtfertigen. Denn angenommen, der Minderjärige hätte dem Vertragspartner Bargeld übergeben, und dieser ginge anschließend in Konkurs, so könnte der Minderjährige das Geld selbst dann nicht zurückerhalten, wenn er den Vertrag anföchte. Zudem hätte er, sähe man den Überweisungsauftrag als normalen V ertrag an, ja ein Anfechtungsrecht sowohl dem Vertragspartner als auch der Bank gegenüber. Es wäre schwierig, die Beziehung zwischen diesen beiden Anfechtungsrechten theoretisch zu klären. Sicherlich ist der Schutz des Geschäftsunfähigen wichtig, bedenkt man jedoch die Funktion der Überweisung, so sollte man sie ebenso wie die Übergabe von Bargeld behandeln.

Ich halte deshalb dafür, da die Schöpfer des JBGB emen Über- weisungsverkehr noch nicht kennen konnten, daß man die Regelungen zur Geschäftsunfähigkeit entsprechend der Funktion der Überweisung interpretieren muß. Da diese Regelungen den Geschäftsunfähigen schützen unter der damaligen Annahme eines normalen Vertrages

13- 2 - -269 (~ii'93)

(11)

]ULY 1993] Rechtsprobleme beim EFT - Verkehr in Japan

zwischen zwei Parteien, deren Interessen einander gegenüberstehen, so meine ich, wäre es erlaubt, diese Regelungen in vernünftigem Rahmen zu modifizieren. Dementsprechend hätte ein Geschäftsunfähiger nicht das Recht, einen Überweisungsauftrag nach Gutschrift auf das Konto des Empfängers anzufechten. 9 Gegenwärtig werden unter Zivilrechtleh- ren in Japan Rechtsmeinungen immer lauter, die das Anfechtungsrecht eines Geschäftsunfähigen begrenzen, und die Zweifel daran äußern, daß diese jeden Vertrag jederzeit anfechten können.10

6. Überweisungsverkehr und Willensmangel

Dieses Problem würde auftreten, wenn (1) ein Auftraggeber irrtüm- lich den falschen Knopf des Geldautomaten drückte oder (2) aus Verse- hen eine falsche Summe in das Überweisungsformular eintrüge oder (3) unter Bedrohung handelte. In Japan stehen wir in diesen Fällen vor großen Problemen.11 Nach § 95 und 96 Absatz 2 und 3 JBGB ist der Vertrag im Falle eines Irrtums (außer Motivirrtum) nichtig (nicht

9) Kiichi Gotoh, Furikomi Furikae no llöri to Shiharai Torihiki (Rechtstheo- ne über die Überweisung und die Lastschrift), 1987 S. 93ff, Yühikaku Verlag;

derselbe, EFT Torihiki to Ishi hyöji no Kashi (Zu Mängeln bei der Willenserklär- ung und zur Geschäftsunfähigkeit im EFT Verkehr), Tegata Kenkyü (Vorsehung zum Wechsel), 1988 Nr. 406 S. 4ff; Aber die Mehrheit der Literatur in Japan hält die Vorschriften des JBGB zu Geschäftsunfähigkeit für unbedingt anwendbar. vgl.

Shinsaku Iwahara, Die praktische Durchfürung und der rechtliche Rahmen des internationalen Zahlungverkehr in Japan (Hadding/Schneiden. Untersuchungen über das Spar , Giro und Kreditwesen), 1992 S. 324.

10) Takeyoshi Kawashima, Minpö Sösoku (Allgemeine Bestimmungen des Bürgerlichen Rechts) S. 174; Kazuo Shinomiya, Minpö Sösoku (Allgemeine Bestim- mungen des Bürgerlichesrechts) S. 56.

11) Shinsaku Iwahara, Konpyüta o mochi ita Kin yü Kessai to Ilö (Kredit- 0

abrechnung unter Verwendung vom Computern und das Recht), Kin yü hö Kenkyü (Forschung zum Bankrechts), Nr. 1 S. 27ff, 1985; Tatsuaki Maeda, Furikomi (Überweisung) Ginkö Torihiki hö Köza (Kurs zum Bankvertragsrecht) Band 1 S.

32off.

11 13 - 2 --268 (l"fi!'93)

(12)

Kagawa Law Review [VoL. 13

lediglich anfechtbar), im Falle der Bedrohung durch einen Dritten ist er anfechtbar, selbst wenn die andere Vertragspartei gutgläubig ist.

Nach dieser Regelung kann der Auftraggeber selbst nach Gutschrift auf das Empfängerkonto den Auftrag rückgängig machen.

Sicherlich stellen bei einem normalen Vertrag Irrtümer bezüglich der anderen Vertragspartei und der Vertragssumme einen Inhalts- bzw.

Erklärungsirrtum dar. Denn die andere Vertragspartei hat die Mögli- chkeit, einen Irrtum in den wesentlichen Bestandteilen des Vertrags festzustellen. Aber im Falle eines Überweisungsauftrags kennt die Bank in der Regel nicht das Kausalverhältnis, welches der Über- weisung zugrunde liegt. Sie hat als Beauftragte nur die Pflicht, den Auftrag nach den Anweisungen des Auftraggebers auszuführen. Ent- sprechend ist in so einem Fall der Kausalvertrag zwischen Auftrag- geber (Einzahler) und Zahlungsempfänger wegen des Irrtums nichtig.

Es ist jedoch zweifelhaft, ob in einem Überweisungsauftragsvertrag ein solcher Fehler als Irrtum anzusehen ist oder nicht.

Nach der vielen Rechtsmeinung in Japan handelt es sich selbst dann nicht um einen Irrtum, wenn der Aussteller eines Wechsels oder Schecks einen Fehler beim Schreiben der Summe oder hinsichtlich des Empfängers begeht.12 Nach meiner Meinung ist wegen der Abstrakt- heit und Mittelsnatur des Überweisungsauftrags so ein Fehler nicht als Irrtum anzusehen. Selbst wenn man einräumte, daß es sich doch um einen Irrtum handelte, könnte der Auftraggeber die Nichtigkeit nicht behaupten, da er grob fahrlässig handelte. Nach § 95 Satz 2 JBGB

~ kann der Willenserklärer selbst die Nichtigkeit nicht behaupten, wenn

12) Viele Meinungen halten gegen meine Meinung die Vorschriften des JBGB zu Drohung und Irrtum wie im Fall der Geschäftsunfähigkeit für unbedingt anwend- bar. Shinsaku Iwahara, a. a. 0., S. :l24.

1 :{ 2 267 ({fi:it'93) 12

(13)

}ULY 1993] Rechtsprobleme beim E,'FT- Verkehr in Japan

er grob fahrlässig gehandelt hat. Da es in Japan eine dem § 122 BGB entsprechende Regelung nicht gibt, muß ich zu dieser Ansicht kommen.

Auch im Falle der Bedrohung durch Dritte (z. B. Eltern zahlen bei einer Entführung ihres Kindes das Lösegeld durch Überweisung), kann der Auftraggeber nach Gutschrift auf dem Empfängerkonto aufgrund der Natur der Überweisung ein Anfechtungsrecht nicht geltend machen.

Anderenfalls müßte ja die Bank im Ergebnis den Schadenersatzan- spruch garantieren, den der Geschädigte gegenüber dem Täter hat. Es klingt zwar zunächst unwahrscheinlich, daß ein Entführer für seine Zwecke ein Konto eröffnete, aber da anders als in Deutschland die Banken keine Identitätsprüfung vornehmen (es gibt in Japan keinen Personalausweis), sind solche Fälle in Japan nicht selten. Nach Gut- schrift auf sein Konto kann der Täter gefahrlos das Lösegeld durch den GAA abheben.

In diesem Sinne müßten also die Regelungen betreffs "Handeln unter Bedrohung" modifiziert angewandt werden.13

7. Andere Fragen betreffs EFT

( 1 ) Zu Problemen bei "Computer Error" und die sogenannte "Net-

work-Liability"

EFT wird durch ein Komputernetz ausgeführt. Wer trägt nun das Risiko, wenn Überweisungsaufträge wegen emer Komputerstörung verspätet oder gar nicht ausgeführt werden. Insbesondere wenn der Grund für die Störung nicht zu ermitteln ist, ist die beauftragte Bank dem Kunden gegenüber zum Schadenersatz verpflichtet (Network- Liability).

13) Kiichi Gotoh, Tegata Ken kyu, a. a. 0., S. 4ff.

13 13 2 - 266 (~i.1(93)

0

/\

(14)

-t

0

Kagawa Law Review [VoL. 13

Die damit verbundenen Probleme befinden sich in Japan noch in der Dispussion, man kann aber wohl davon ausgehen, daß diese zu ähn- lichen Lösungen führen wird, wie in Deutschland. Es gibt in der Tat Unterstützung für die "N etwork -- Liability" der Bank, gegenwärtig jedoch noch wenig. Da seiner Rechtsnatur nach der Überweisungs- auftrag ein Geschäftsbesorgungsvertrag (in Japan: Auftragsvertrag) ist, bin ich der Ansicht, daß es problematisch w~ire, der Bank die

"N etwork- Liability" zuzuweisen.14

(2) Zur sogenannten "Finallity"

Zu welchem Zeitpunkt ist eine Zahlung geleistet? Bis zu welchem Zeitpunkt kann der Auftraggeber den Überweisungsauftrag wider- rufen? Von welchem Zeitpunkt an kann der Zahlungsempfänger über das gutgeschriebene Geld verfügen, und wann beginnt die Verzinsung?

Diese Fragen werden unter dem Stichwort "Finallity" diskutiert.

Da nach der herrschenden Meinung in Japan, wie bereits erwähnt, der Überweisungsauftrag einen Auftragsvertrag darstellt, werden alle diese Probleme auf der Basis des Zeitpunktes der Gutschrift ent- schieden. Dieses Verfahren entspricht also dem Verfahren, wie es in Deutschland auch praktiziert wird. Jedoch gibt es in Japan nicht das

Problem der "Wertstellung".

(3) Zur Ersatzpflicht bei fehlerhaftem Überweisungsverkehr

In welchem Umfang sollte die Bank für Folgeschäden oder indire-

14) UCC4A (Funds Transfers) § 402 schreibt vor, daß einem Autragsgeber eines Überweisungsauftrags garantiert wird, daß die Bank des Begünstigen die Zahlung annimt, oder daß er anderen Falls die Zahlung einschließlich der Zinsen zurückerhält. Diese Haftung soll auf der "Network - Liability" beruhen.

13 - 2 265 (:WHl:'93) -- 14

(15)

]ULY 1993] Rechtsprobleme beim EFT-- Verf,ehr in Japan

kten Schaden die Verantwortung tragen wenn die Ausführung des Auftrages aus irgendeinem Grunde verzögert wurde? Dieses Problem würde insbesondere die beauftragte Bank betreffen, da diese die Möglichkeit hat, das Kausalverhältnis zwischen Zahler und Zahlungs- empfäner zu kennen. Diese Frage wird in Japan fast ebenso behan- delt wie in Deutschland. Nach der herrschenden Meinung und Rechts- sprechung werden solche Fälle nach der Kriterium der "Vorhersehbar- keit'' beurteilt. Ich möchte an dieser Stelle zwei typische Beispiele japanischer Rechtssprechung zu diesem Thema anführen. In dem einen Fall hatte der Kunde die Bank gefragt: "Diese Überweisung ist für ein Geschäft und ich bin in Eile. Wird sie rechtzeitig ankommen?"

Die Bank hatte geantwortet, daß das Geld innerhalb von 10 oder 15 Minuten dem Konto des Empfängers gutgeschrieben werden könne.

Das Geld erreichte den Empfänger jedoch verspätet. In dem folgenden Rechtsstreit entschied das Gericht, die beauftragte Bank sei nicht schadenersatzpflichtig, da sie nicht habe vorhersehen können, daß der dem Überweisungsauftrag zugrundeliegende Geschäftsvertrag bei ver- spätetem Zahlungseingang aufgehoben werden würde.15 In einem anderen Falle dagegen, in dem der Kunde die Bank wissen ließ, die Überweisung erfolge zum Zwecke der Bezahlung einer Verfrachtung, urteilte das Gericht, die Bank habe die Aufhebung des Vertrages bei verspätetem Zahlungseingang vorhersehen können und müsse daher Schadenersatz für den aus der Nichterfüllung des Vertrags entstan- denen Schaden leisten. 16

15) Landgericht Tokio, Juni 291972 Kin hömu Jijö 1972 Nr.660 S.26.

16) Landgericht Tokio, Januar 26 1976 Kin hümu Jijö 1976 Nr. 794 S. 30.

15 13-- 2 --264 (Wit'93)

0 -.L.

/ \

(16)

0

Ei

Kagawa Law Review

8. Zum Schluß

Mit Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in Bankge- schäft haben in Japan im Überweisungsverkehr die Überweisungs- beträge in der letzten Zeit besonders zugenommen. Die Beträge in Wechselabrechnugsverkehr sind wewsentlich größer geworden. Da diese Tendenz immer stärker wird, hat auch die Rechtssprechung hinsichtlich des Überweisungsverkehr zugenommen. In Amerika wurde 1989 die UCC 4A (Funds Transfers) in Kraft gesetzt, und auch in Japan wird die Gesetzgebung hinsichtlich des Übereweisungsverkehrs diskutiert. In Bankkreisen denkt man daran Bedingungen wie in Deut- schland zu übernehmen. Dagegen ist man in Juristenkreisen eher die Meinung, daß man hier gesetzgeberisch tätig werden sollte. Wie dem auch sei, da der Überweisungsverkehr bargeldlos stattfindet, sollten international einheitliche Regeln angewendet werden. In dieser Hin- sicht gibt es in den amerikanischen UCC 4A viele Überlegungswerte, aber das japanische Zivilrecht beruht grudsätzlich auf den deutschen Zivilrecht. Beim Gesetzgebungsverfahren in Japan, das eine lange Geschichte des Überweisungsverkehrs zurückblicken kann, sollte auch die zahlreiche Rechtssprechung und Lehre in Deutschland berücksich- tigt werden.' 7

17) Ich habe schon "die neue Rechtslage des EFT Verkehrs in Deutschland" in Japan vorgestellt. Kiichi Gotoh, EFT Torihiki no höteki Mondai to saikin no Igirisu oyobi Doitsu no Jijö ni tsuite (Zu Rechtsproblemen beim den EFT Verkehr und die neue Lage in England und Deutschland), Kin yu hömu Jijö 1989 Nr. 1219 S.

47ff.

13 2 263 (i'ti:1(93) 16

参照

関連したドキュメント

—Der Adressbuchschwindel und das Phänomen einer „ Täuschung trotz Behauptung der Wahrheit.

((.; ders, Meinungsverschiedenheiten zwischen minderjähriger Mutter und Vormund, JAmt

Yamanaka, Einige Bemerkungen zum Verhältnis von Eigentums- und Vermögensdelikten anhand der Entscheidungen in der japanischen Judikatur, Zeitschrift für

Wieland, Recht der Firmentarifverträge, 1998; Bardenhewer, Der Firmentarifvertrag in Europa, Ein Vergleich der Rechtslage in Deutschland, Großbritannien und

Thoma, Die juristische Bedeutung der Grundrechtliche Sätze der deutschen Reichsverfussungs im Allgemeinem, in: Nipperdey(Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten

 Failing to provide return transportation or pay for the cost of return transportation upon the end of employment, for an employee who was not a national of the country in which

Schmitz, ‘Zur Kapitulariengesetzgebung Ludwigs des Frommen’, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 42, 1986, pp. Die Rezeption der Kapitularien in den Libri

Bortkiewicz, “Zur Berichtigung der grundlegenden theoretischen Konstruktion von Marx in dritten Band des Kapital”, Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik,